Vietnam
Juni 2022
Unsere Reiseroute
- Ho-Chi-Minh-Stadt
- Can Tho (Mekong-Delta)
- Ho-Chi-Minh-Stadt
- Da Lat
- Nha Trang
- Hoi An
- Hue
- Phong Nha (Kẻ Bàng National Park)
- Tam Coc
- Cat Ba
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Ho-CHi-Minh-Stadt & das Mekong Delta
30.05.-06.06.2022
Von Sri Lanka aus fliegen wir in der Nacht über Kuala Lumpur nach Ho-Chi-Minh/ Vietnam und kriegen leider nicht allzu viel Schlaf. So sind wir ziemlich k.o., als wir im Morgengrauen den Mekong und sein Netz aus unzähligen, kurvenreichen Nebenarmen im Landeanflug erahnen können.
Ungefähr zwei Stunden später finden wir uns in unserem Hostel wieder in der „Backpacker-Street“ im Zentrum der Mega-City. Begrüßt werden wir zunächst von einer kichernden Horde Teenies, die anschließend eine völlig unerwartete Klavier-Performance mit einigen wirklich großartigen Alan-Walker-Interpretationen hinlegen. Gänsehautfeeling pur!
Da wir noch etwas Wartezeit überbrücken müssen, frühstücken wir um die Ecke in einem kleinen veganen Restaurant unsere erste Pho-Nudelsuppe.
In den kommenden Tagen begeben wir uns zu Fuß auf Entdeckungsreise durch HCMC, besuchen dabei u.a. das Hauptpostamt, das Stadttheater, den Wiedervereinigungspalast, den Tempel des Jadekaisers und den Hindu-Tempel Sri Mariamman.
Der Besuch des Kriegsrelikte-Museums bewegt uns besonders, dort halten wir uns so lange auf, dass wir kurz vor Schließung fast rausgeschmissen werden.
Das Museum beschäftigt sich mit der Geschichte und den Folgen des Vietnam-Krieges: Es werden die historischen Zusammenhänge skizziert und eine Ausstellung zum Thema Kriegsfotographie beleuchtet die schwierige und oft leider tödliche Arbeit der Journalist*innen.
Heftig sind die Darstellungen der Kriegsverbrechen der US-amerikanischen Soldat*innen, sowie die Aufarbeitung der schweren Folgen der Einsätze von Napalm-Bomben und dem Dioxin Agent Orange für Natur und Menschen. Das Museum zeigt hier mitunter Fotos von Leichen und Menschen, die Körperteile verloren, schwerste Verletzungen und körperliche Behinderungen davongetragen haben. Das geht uns sehr nahe und ist mitunter kaum auszuhalten.
Rückblickend war der Besuch des Museums für uns grade zu Beginn unserer Reise sehr wichtig, um zu verstehen, dass die Folgen des Vietnam-Krieges, der noch gar nicht allzu lange zurück liegt, bis in die heutige Gesellschaft hineinreichen.
Ein Spaziergang über die Bui-Vien-Street am Abend wiederum ist ein absoluter Kontrast: Hier wummern die Bassboxen aus den Clubs, die Kneipen werben mit Happy Hours, die Garküchen verströmen interessante Gerüche, während sich nebenan ein paar müde Backpacker*innen die Füße durchkneten lassen.
An Tag 4 machen wir uns auf dem Weg zu einem Ausflug: Auf geht’s ins Mekong-Delta! Als wir in den Bus einsteigen, staunen wir nicht schlecht: Wir beide haben jeweils eine komplette Schlaf-Kabine für uns!
Nach einer kurzen Nacht sitzen wir am nächsten Morgen schon um kurz nach 5Uhr im Boot.
Als erste Station unserer Mekong-Tour schauen wir uns einen Floating Market an. Anschließend gibt es zum Frühstück eine Nudelsuppe auf einem lokalen Markt, wir nehmen an einen kleinen Reisnudel-Workshop teil und besuchen eine Kokos-Süßigkeiten-Fabrik.
Dann fahren wir eine ganze Weile lang durch die ruhigen Kanäle immer tiefer hinein ins Mekong-Delta und machen auf einen Kokosnuss-Drink Halt in einem Familienrestaurant mit einem riesigen Garten, in dem das Obst und Gemüse angepflanzt wird, das später auf den schwimmenden Märkten verkauft wird.
Während der knapp 2-stündigen Rückfahrt erzählt uns unsere Guide Phuong allerlei Wissenswertes über den Alltag in Vietnam. So erfahren wir z.B. dass im wirtschaftlichen Leben definitiv die Frauen das Sagen haben. Uns war bereits aufgefallen, dass das Straßenbild stark von Frauen geprägt ist: In Supermärkten, an den Straßenständen, aber auch in Tour-Agencies und Unterkünften sehen wir Frauen häufiger in hauptverantwortlichen Positionen. Selbst auf Baustellen beobachten wir einen z.T. deutlich höheren Frauenanteil.
Phuong erklärt uns, dass Frauen in Vietnam eigentlich alle Aufgabenbereiche übernehmen: Den Haushalt, die Kindererziehung und sie bringen auch das Geld nach Hause. Natürlich gibt es Partner, die ihre Frauen unterstützen, aber Phoung berichtet auch von Ehemännern, die den ganzen Tag zu Hause rumhängen und Alkohol trinken. Darüber, dass der Mann neben den Herausforderungen des Alltags eher ein Klotz am Bein ist, wuchs wohl bei den sich zunehmend emanzipierenden Frauen in den vergangenen Jahren der Unmut, was zu einer anhaltenden Scheidungswelle führte.
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Im Mekong-Delta haben wir festgestellt, dass der Tourismus in Vietnam derzeit scheinbar noch ein paar Anlaufschwierigkeiten hat. Tatsächlich wurden die Grenzen des Landes auch erst ca. 2 Monate vor unserer Ankunft wieder geöffnet.
Daher können wir Teil 2 unseres Vorhabens im Mekong-Delta (eine Nacht in einem Homestay auf der Flussinsel Anh Binh), sowie eine Fahrt auf die Insel Con Dao aufgrund mangelnder Verbindungen leider nicht realisieren. Also entscheiden wir uns, früher nach Ho-Chi-Minh-Stadt zurück zu kehren.
Bevor wir dort in den Nachtbus zu unserem nächsten Ziel steigen, verbringen wir noch einmal einen lustigen Tag im Dam-Sen-Wasserpark, einem riesigen und sehr gut besuchten Freizeitbad mit vielen Wasserrutschen mitten in der Stadt.
Da Lat, Nha Trang, Hoi An und Hue
07.06.-17.06.2022
Zwei Stunden früher als im Fahrplan angegeben erreichen wir Da Lat mit dem Schlafbus schon gegen 5 Uhr morgens.
Zum Glück kommt unsere Gastgeberin grade vom Markt nach Hause, sodass wir nach einer nur kurzen Wartezeit unser Zimmer beziehen können. Bei unserer Mekong-Delta Tour haben wir erfahren, dass die Menschen in Vietnam überlicherweise sehr früh auf den Beinen sind und z.T. schon um 4 Uhr morgens auf den Märkten einkaufen gehen – wir sind allerdings nicht ganz so frühe Vögel und müssen nun erst mal ein paar Stunden Schlaf nachholen 😛
Am Nachmittag drehen wir eine erste kleine Runde durch das mondäne Städtchen im Hochland, das 1897 von den Franzosen als Luftkurort erbaut wurde. Aus dieser Zeit stehen hier auch noch einige Villen, entgegen der meisten anderen Städte Vietnams blieb Da Lat von den Bombardements des Vietnam-Krieges weitgehend verschont.
Wir schlendern entlang der schönen Linh-Son-Pagode, durch den quirligen Markt mit vielen Trockenfrüchten und Blumen. Grade als es beginnt zu regnen, betreten wir das Crazy Haus, das seinem Namen alle Ehre macht. Dang Viet Nga, Architektin und Tochter eines früheren Präsidenten, hat hier ein total abgefahrenes Hotel errichtet, das den Besucher*innen einen lebendigen Zugang zur Natur ermöglichen soll. Auf dem riesigen Gelände finden sich Hotelzimmer mit Tiermottos (z.B. Ameisenbau, Hönigbärensuite, Tigerhöhle usw.), ein Festsaal, der wie eine Unterwasserwelt gestaltet ist, und unzählige verschlungene Wege und Brücken, die wie die Ranken eines Baumes gestaltet sind. Der Besuch gefällt uns sehr gut, es verwundert uns lediglich etwas, dass gemessen an der Intention der Architektin abgesehen von ein paar kleinen Grünflächen verhältnismäßig wenig natürliche Baumaterialien für das Projekt verwendet wurden.
Am zweiten Tag unseres Aufenthaltes in Da Lat erkunden wir mit einem gemieteten Roller die Sehenswürdigkeiten im Umland: das Zen-Buddhismus-Meditationszentrum Truc Lam, die Linh-Phuoc-Pagode mit ihren abgefahrenen Höllendarstellungen im Keller und das hübsche Bahnhofsgebäude des Ga Da Lat. Mittagspause machen wir im Einkaufszentrum, das einer Lotusblüte nachempfunden sein soll und gönnen uns stilecht ein Kantinen-Mittagessen für unter 1.50€ für uns beide (was dafür aber erstaunlich gut schmeckt).
In der darauf folgenden Nacht sind wir so aufgeregt, dass wir kaum schlafen können 😉 Gegen 9 Uhr morgens klopft es zaghaft an unserer Tür und da steht sie…
Unsere gute Freundin Sarah aus Berlin!!!
Wir freuen uns unheimlich darüber, dass sie die weite Anreise in Kauf nimmt, um mit uns knappe 3 Wochen gemeinsam Vietnam zu bereisen. Sarah ist erst einen Tag zuvor in Ho-Chi-Minh gelandet und hat sich noch am gleichen Abend mit den Nachtbus auf den Weg zu uns gemacht. So ist die Wiedersehensfreude am Morgen des 9.6. riesig und selbst nach einem sehr ausgiebigen Frühstück auf dem Balkon haben wir uns noch eine Menge zu erzählen 😉
So schaffen wir es erst am frühen Nachmittag uns aufzurappeln zu einem kleinen Ausflug: Gemeinsam besuchen wir die Wasserfälle von Datanla, die wir vom Parkplatz aus mit einer lustigen Fahrt mit der Sommerrodelbahn erreichen. Abends genießen wir ein super tolles veganes Buffet in einem Restaurant, das wir am Vortag in der Stadt entdeckt hatten.
Für Sarah war es nur eine kurze Verschnaufpause, denn am nächsten Tag geht’s gleich weiter nach Nha Trang. Bekannt ist der Strandort scheinbar als der Ballermann Russlands. Das klingt für uns nicht ganz so verlockend, daher bleiben wir hier nur für eine kurze Zwischenübernachtung auf der Route zu unserem nächsten Ziel. Wenn auch die Stadt selbst wirklich nicht allzu schön ist und uns nicht grade umhaut mit ihrem “Pauschal-Tourismus-Flair“, können wir dem interessanten Cham-Tempel Po Nagar, der buddhistischen Long-Son-Pagode und dem netten Strand trotzdem etwas abgewinnen.
Am Abend steigen wir in den knapp eine Stunde verspäteten Nachtzug, den wir uns ehrlich gesagt komfortabler vorgestellt hatten. Wir konnten bei der Buchung grade so noch drei Betten im Sechser-Abteil ergattern, jedoch war uns nicht bewusst, dass sich die oberen Liegen so dicht unter der Decke befinden, dass jegliche Bewegung nur kriechend möglich ist, was sich für Menschen mit leicht klaustrophobischer Veranlagung schon etwas unangenehm anfühlen kann. Davon abgesehen ist die Fahrt aber eine spannende Erfahrung und immerhin ein paar Stunden Schlaf kriegen wir alle, bevor wir nach knapp 13 Stunden Fahrt Da Nang erreichen. Von dort aus geht’s mit dem Auto weiter ins noch einmal eine Stunde entfernte Hoi An.
Bunte Lampions erhellen die Straßen und vor dem ein oder anderen der alten Häuser wird traditionelle Musik oder ein kleines Theaterstück performt, als wir am Abend das erste Mal durch die historische Altstadt schlendern. Wir haben Glück, denn unser Aufenthalt fällt auf dem 14. des Mondmonats, an dem das Hoi An Lantern Festival stattfindet und die ganze Stadt mit bunten Papier-Laternen erleuchtet ist. Die Straßen sind voll (laut den Locals aber bei weitem nicht so voll wie vor Pandemie-Zeiten) und im Fluss spiegeln sich die bunten Lichter von hunderten kleinen Bötchen, die gemächlich über das Wasser schippern.
Tags drauf unternehmen auch wir eine kleine morgendliche Bootsfahrt über den Thu Bon River zu den Fischerdörfern und landen dabei mehr oder weniger versehentlich in einem kleinen Boot in der Form einer Kokosnusschale und machen eine „Probefahrt“ mit einem lustigen Fischer 😛 Anschließend besichtigen wir mit dem Fahrrad noch einmal die Altstadt bei Tag mit ihren vielen traditionellen Häusern und chinesischen Versammlungshallen.
Unseren Aufenthalt in Hoi An lassen wir am dritten Tag mit einer gemütlichen Fahrradtour zu den Stränden in der Umgebung und durch das Tra-Que-Vegetable-Village ausklingen.
Die Strecke bis zu unserer nächsten Station ist nicht allzu weit und entlang der Route liegen ein paar spannende Sehenswürdigkeiten. Daher gönnen wir uns dieses Mal einen Fahrer. Am Morgen besuchen wir die Marble-Mountains (die Mamorberge) südlich von Da-Nang, die zahlreiche Grotten und Höhlen mit spektakulären Tempeln beheimaten. Nach dem Aufstieg auf einen der Karstberge haben wir uns auf dem Rückweg eine leckere Kokosnuss und ein Mittagessen verdient 🙂
Anschließend fahren wir über den sogenannten Wolkenpass (Hai-Van-Pass), Wetterscheide Vietnams und natürliche Grenze zwischen Norden und Süden des Landes. Haben wir grade noch bei 36 Grad und Sonne ordentlich geschwitzt, merken wir deutlich den Temperaturabfall inmitten der dicken Wolkenschwaden.
Am späten Nachmittag erreichen wir schließlich Hue.
Mit dem Roller und Sarahs Fahrer „Lucky Boom“ unternehmen wir am nächsten Tag eine ereignisreiche Ganztagestour: Schon am frühen Morgen streifen wir durch die beeindruckenden Bauten der alten Kaiserstadt, über die Mittagsstunden besuchen die Thien-Mu-Pagode und das Grab des Kaisers Tu Duc in der Umgebung und machen einen kleinen Räucherstäbchen-Workshop. Unser aller absolutes Highlights ist jedoch der Besuch eines verlassenen Wasserparks mit seinem gespenstisch anmutenden Drachenturm, zugewachsenen Rutschen und Schwimmbecken. Am Rande erzählt uns „Lucky Boom“ ein paar Geschichten über den Wasserpark, von denen wir bis heute nicht wissen, ob sie sich tatsächlich so ereignet haben oder ob es sich vielleicht doch nur um urbane Mythen handelt, die dem Besuch des Ortes eine gruseligere Atmosphäre verleihen sollen 😉
Phong-Nha, Ninh Binh, Cat Ba & Hanoi
17.06.-28.06.2022
Weiter geht’s wieder einmal mit dem Zug, der auch dieses Mal aufgrund der Sommerferien in Vietnam bis in den letzten Winkel ausgebucht ist. Immerhin konnten wir Plätze in den begehrten Vierer-Betten-Abteilen ergattern, jedoch leider nicht in einem gemeinsamen. In unseren beiden Abteilen hat sich zudem jeweils eine ganze Familie nur ein Bett, dafür aber ein paar Plastikstühle dazu gebucht, sodass -sagen wir mal– der Platz „optimal“ ausgenutzt wurde 😉 Nach einer knapp 10-stündigen Fahrt erreichen wir Phong-Nha.
Von hier aus unternehmen wir am nächsten Tag eine tolle Tour durch den Phong Nha-Kẻ Bàng Nationalpark: Erster Stopp ist die Paradise-Cave, die längste trockene Höhle der Welt. Wir können zwar nur einen Kilometer davon zu Fuß erkunden, sind aber trotzdem unheimlich beeindruckt von den riesigen Stalagmiten und Stalaktiten. Allerdings ist ziemlich viel los in der Höhle, durch den Trubel kommt leider nicht so richtig Atmosphäre auf. Am Nachmittag erreichen wir nach einer ca. halbstündigen Bootsfahrt unseren zweiten Stopp, die Phong-Nha-Höhle. Mit dem Boot passieren wir das “Drachenmaul”, fahren knappe 300 Meter in die Tropfsteinhöhle hinein und kommen aus dem Staunen nicht mehr raus.
Dabei lernen wir an diesem Tag nur einen Bruchteil des Ke-Bang Nationalparks kennen: Dieser erstreckt sich über eine Länge von 350km bis zur laotischen Landesgrenze. Eine der vielen spektakulären Höhlen, die Hang Son Doong Cave, soll so groß so groß sein, dass hier eine Boeing 747 hindurch fliegen könnte. Mit bis zu 200m Breite, 150m Höhe und mindestens 6,5 km Länge gilt sie als größte Höhle der Welt.
Damit bloß keine Langeweile aufkommt, ziehen wir am nächsten Tag schnell weiter Richtung Ninh Binh, genauer gesagt nach Tam Coc. Die Region wird als „trockene Ha-Long-Bucht“ bezeichnet, weil sie mit ihren Karstfelsen der berühmten Insellandschaft im Norden gleicht.
Etwas außer Puste vom straffen Programm der letzten Tage unternehmen wir erst einmal nur eine kleine Fahrradtour zur Bich-Dong-Pagode. Auf dem Rückweg lassen wir uns einfach mal von unserer Lust und Laune leiten, radeln ohne konkretes Ziel durch die Reisfelder und entdecken dabei die ein oder andere versteckte Höhle und Pagode.
Mit neuer Energie steigen wir am nächsten Tag wieder auf die Roller: Zunächst fahren wir zum Bootsanleger von Trang An, von wo aus wir eine vierstündige, sehr abenteuerliche Fahrt unternehmen. Wir fahren durch insgesamt 9 Höhlen, die teilweise so niedrig sind, dass wir uns im Boot richtig klein machen müssen, um uns nicht die Köpfe zu stoßen. Skeptisch beeugen uns die Riesenkrabbenspinnen aus den dunklen Ecken und Winkeln der Höhle und sorgen bei uns für den ein oder anderen Aufschrei 😀 Was ein Abenteuer!
Nach einem kurzen Mittagessen geht’s weiter mit einer Besichtigung der alten Hauptstadt Hoa Lu, die uns nicht ganz so vom Hocker haut (…was vielleicht daran liegen mag, dass wir mittlerweile doch schon eine ganze Menge Pagoden und Tempel gesehen haben 😉 )
Am Nachmittag, als die Sonne zum Glück nicht mehr ganz so brutzelt, wagen wir den 500-stufigen Aufstieg auf den Aussichtspunkt mit der Statue von Quan Am bei der Hang-Mua-Cave und genießen den wirklich überwältigenden Ausblick über das Umland.
Auf der Fahrtstrecke zu unserem nächsten Ziel haben wir Glück, denn wir sind die einzigen Fahrgäste im Shuttle-Van und können es uns so richtig gemütlich machen. Nach einer kurzen Fähr-Überfahrt erreichen wir die Insel Cat Ba, unser Shuttle bringt uns noch die knapp 20km zu unserem Homestay in Cat-Ba-Stadt.
Schon in den letzten 2,3 Tagen haben sich bei uns dreien in abwechselnder Reihenfolge ein paar Anzeichen von Erschöpfung geäußert und Anika hat sich oben drauf noch eine (kein-Corona-)Erkältung eingefangen 😉 Und die schlägt nach unserer Ankunft noch einmal richtig zu. Daher entscheiden wir uns, in Cat Ba mal einen „Off Day“ einzulegen, an dem wir unseren Körpern mal eine Pause gönnen, uns Zeit für ein paar organisatorische Dinge nehmen, mit unseren Familien telefonieren usw.
Am Tag drauf sind wir zwar alle drei immer noch etwas platt, wollen es uns aber trotzdem nicht entgehen lassen, die schöne Lan-Ha-Bucht zu erkunden, die quasi direkt vor unserer Haustür liegt. Die Karstfelsen-Region wird als etwas weniger touristische Alternative zu Halong-Bucht gehandelt. Da grade jedoch die Hauptreisezeit der Einheimischen ist, wird der Unterschied wahrscheinlich nicht allzu groß sein und auch die Lan-Ha-Bucht konnte sich an diesem Tag nicht über zu wenige Besucher*innen beschweren 😉
Morgens um 9Uhr geht’s also rauf aufs Boot. Nachdem wir eine ganze Weile durch ruhiges Gewässer vorbei an phantastischen Felsformationen schippern, legen wir für eine Stunde an einer kleinen Insel mit einem Strand an, wo einige Mitreisende baden gehen.
Anschließend gibt es ein Mittagessen (leider werden wir als Vegetarier*innen mal wieder vergessen, daher gibt’s für uns nur Reis ohne alles mit Wassermelone).
Das Mittagessen gibt uns trotz mangelnder Vielfalt etwas Energie, sodass Sarah und Anika eine wilde Fahrt mit dem Kayak wagen durch eine kleine Höhle und eine schöne Lagune mit traumhaften Ausblicken.
Anschließend geht es mit dem Boot zurück nach Cat Ba und am nächsten Morgen heißt es auch schon wieder: Rucksäcke packen.
Unsere letzten drei gemeinsamen Tage verbringen wir in Hanoi und irgendwie herrscht eine ähnliche Stimmung, wie in den letzten Tagen des Sommerferienlagers 😉 Wir schlendern gemütlich um den Hoan-Kiem-See, laufen über die The-Huc-Brücke zum Jadeberg-Tempel. Hier staunen wir nicht schlecht über die konservierte Riesenschildkröte (Maße 2,10m lang, 1,20m breit und 250kg schwer), die 1968 aus dem See geborgen wurde. Einer Legende zufolge soll der vietnamesische Held Le Loi die Chinesen mit einem magischen Schwert besiegt haben, das er zuvor aus dem See gefischt hatte. Als er zu dieser Stelle zurückkehrte, erschien ihm eine riesige Schildkröte als Inkarnation der Götter und nahm ihm das Schwert wieder ab.
Den Don Xuan Market haben wir in Berlin fast direkt vor der Haustür. Dass das Original aber in Hanoi zu finden ist, war uns bisher gar nicht bewusst. Und dieser D.-X.-Market ist sogar noch einmal um einiges größer!
In der Train Street, wo die Schienen durch eine enge Gasse dicht entlang der Häuser führen, zelebrieren Sarah und Anika ein letztes Mal ein lieb gewonnenes Ritual: Mit einer erfrischenden Kokosnuss anstoßen.
Als wir uns am nächsten Morgen am Flughafen voneinander verabschieben, wissen wir schon, dass uns diese drei Wochen mit Sarah als ganz besonderer Teil unserer Reise in Erinnerung bleiben werden, auf den wir immer gerne zurückblicken werden.
Das war Vietnam für uns...
…ein intensives, ereignisreiches und schwitziges Abenteuer in bester Gesellschaft!
Da wir uns im Süden etwas mehr Zeit gelassen haben, damit Sarah uns 8 Tage nach unserer Einreise noch einholen konnte, blieben uns für die verbleibende Strecke Richtung Norden im Verhältnis etwas weniger Tage. Dadurch war unsere Routenplanung mitunter etwas knackig, fast jeden Tag standen eine große Tour oder eine lange Fahrt auf dem Programm. Wir haben dabei unglaublich viel Schönes erlebt und gesehen: abgefahrene Pagoden und Tempel, unzählige Höhlen, gewaltige Karstfelsen, grün-leuchtende Reisfelder, wuselige Märkte usw. Vor allem landschaftlich hat uns Vietnam sehr gut gefallen, aber auch der Kontrast zwischen Tradition und Moderne in den Großstädten war unglaublich spannend.
Im Gespräch mit den Menschen hörten wir oft als einen der ersten Sätze: „It’s so hot!“. Anfangs dachten wir, dies wäre vielleicht einfach ein gängiger Gesprächseinstieg, bis wir dann mal einen Blick in den Wetterbericht geworfen und realisiert haben, dass das Thermometer tagsüber eigentlich fast dauerhaft 37-39 Grad angezeigt hat. Nach 8 Monaten on tour sind wir die warmen Temperaturen zwar mittlerweile gewohnt, aber mit dieser Hitze hatten wir körperlich mitunter doch etwas zu kämpfen.
Was den Kontakt mit den Menschen in Vietnam betrifft, fühlten wir uns manchmal etwas „überrumpelt“. Vielleicht basiert unser oberflächlicher Eindruck auch auf dem Kontrast zu unseren Erfahrungen in Sri Lanka. Doch vor allem in den ersten Wochen erlebten wir einige Vietnames*innen als ziemlich ruppig und nach unserer Interpretation von Gestik und Mimik eher ablehnend. Anika wurde wegen ihrer roten Haare zum Teil von älteren Damen zurechtgewiesen, von Menschen jeden Alters angestarrt und fotografiert ohne zu fragen. Was am Anfang noch ganz witzig war, wurde irgendwann etwas nervig.
Im Unterschied zu Sri Lanka wird in Vietnam auch nicht in allen Regionen englisch gesprochen, die damit einhergehende Sprachbarriere sorgte ebenfalls für das ein oder andere kommunikative Missverständnis.
Mit der Zeit haben wir uns jedoch etwas mehr an den zwischenmenschlichen Umgang gewöhnt und gelernt, dass eine rohe Geste oft gar nicht so unfreundlich gemeint ist, wie wir sie interpretieren. Das ein oder andere Mal konnten wir darüber schmunzeln und versuchten es den Leuten nicht persönlich krumm zu nehmen, dass Konzepte wie Privatsphäre und Höflichkeitsfloskeln in der vietnamesischen Gesellschaft einen anderen Stellenwert zu haben scheinen. Und natürlich sind wir in den vier Wochen in Vietnam auch immer wieder herzlichen und offenen Menschen begegnet, mit denen wir uns gut unterhalten konnten.
Was die Kulinarik betrifft gab es in unserer kleinen Reisegruppe geteilte Meinungen: Anika konnte gar nicht genug von den Pho-Nudelsuppen kriegen, Ben und Sarah haben sich hingegen meist mit gebratenen Nudeln oder Reis begnügt. Rückblickend ist es uns jedoch meist sehr leicht gefallen, ein vegetarisches Restaurant zu finden, weil viele Vietnames*innen zum 1. und 15. den Monat fleischlos essen.
Vor allem aber haben wir es total genossen, mal für drei Wochen in Gesellschaft einer guten Freundin zu reisen. Für uns war es auch super spannend, Vietnam durch die Augen von Sarah zu entdecken, für die es die erste Südostasien-Reise war. Danke, liebe Sarah, für deinen Mut und dein Vertrauen, dieses Abenteuer mit uns zu wagen!
Schöne Impressionen und etwas Anregung für mich, da ja am 3.8.22 mein Flug von Seoul in Hanoi landet und ich dann etwa zwei Wochen im Norden Vietnams verbringen möchte. Euch noch viele weitere Abenteuer.