Ecuador

Januar/ Februar 2022

Unsere Reiseroute
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Guayaquil, Puerto López & Olón
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Tena
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Logbuch Ecuador

Stories über, Namen und Fotos von Menschen veröffentlichen wir natürlich nur nach Rücksprache und mit ausdrücklichem Einverständnis.

25.-26.01.2022: Guayaquil
Endlich: Ecuador!

Ursprünglich wollten wir unsere Route durch Ecuador in Quito starten und zwei Wochen durch das Land reisen, bevor wir einen Spanischkurs an der Küste besuchen.

Jedoch erreichen wir Ecuador erst im zweiten Anlauf und mit 10 Tagen Verzögerung (…die Gründe hierfür konntet ihr in unserem Kolumbien-Logbuch lesen). Daher entscheiden wir uns, auf direktem Wege nach Guayaquil zu fliegen, von wo aus wir es nicht mehr allzu weit bis zum Standort unserer Spanischschule haben. Die soll nämlich schon wenige Tage später beginnen.

Mit ein bisschen Bauchgrummeln buchen wir ein Hostel für eine Nacht in der Stadt. Natürlich ist es immer angebracht, sich in südamerikanischen Städten umsichtig zu bewegen, da „die Kriminalitätsrate und die Gewaltbereitschaft hoch“ sind – so schreibt es zumindest das Auswärtige Amt. Es wird daher in der Regel z.B. davon abgeraten, in der Dunkelheit noch um die Häuser zu ziehen.

Über Guayaquil lesen wir aber über dieses „übliche Maß“ hinaus beunruhigende Schlagzeilen von einer scheinbar noch recht akuten Serie von Gewalttaten und Morden im Kontext von Zusammenstößen rivalisierender Banden in einem Gefängnis Ende 2021. Seither gilt ein Notstandsgesetz, das Militär und Polizei in der Region erweiterte Befugnisse einräumt.

Das klingt alles nicht ganz so gemütlich, daher beschließen wir, nicht länger als nötig in der Stadt zu verweilen und uns wirklich ausschließlich tagsüber im touristischen Zentrum zu bewegen, das als verhältnismäßig sicher gilt.

Am Nachmittag stiefeln wir also über den Malecón 2000 (moderne Flusspromenade mit Denkmälern, Gärten, Skulpturen usw. und umfangreiches Stadterneuerungsprojekt), schlendern durch das Viertel Las Peñas (Guayaquils älteste Nachbarschaft) und „erklimmen“ den Leuchtturm auf dem Cerro Santa, von wo aus wir einen schönen Ausblick über die Stadt und die weitläufige Flusslandschaft des Rio Guaya haben.

Unterm Strich hat uns der Tag in Guayaquil unerwartet gut gefallen und wir haben uns auch nicht unwohl gefühlt. Trotzdem hat uns eine Übernachtung in der recht versmoggten Stadt ausgereicht, um uns etwas vom Flug zu erholen.

26.-30.01.2022: Puerto López
Zu Besuch bei Familie Blaufußtölpel

Puerto López ist noch so ein Ort, den wir vermutlich gar nicht kennen gelernt hätten, wenn wir unsere ursprüngliche „Muster-Route“ verfolgt hätten. Nun haben wir allerdings noch 4 Tage zu vertrödeln, bis der Spanischkurs beginnt, in denen wir uns gerne noch einen weiteren Ort an der Küste anschauen wollen.

Wir gastieren bei einer unglaublich herzlichen Familie im liebevoll gestalteten Casa Mosaico (der Name ist Programm 😉 ). Mit dem Papa können wir sehr gut an unseren Spanischkenntnissen arbeiten, die Mama wiederum hat ein paar Monate in Deutschland gelebt und die Kids werden daher zweisprachig aufgezogen.

Von Puerto López aus unternehmen wir einen super tollen Ausflug auf die Isla de la Plata, die von einigen Tourenanbietern auch als das „Poor man’s Galapagos“ betitelt wird.  Da fühlen wir uns gleich angesprochen, denn leider sind uns die Galapagos-Inseln wirklich zu teuer.

Schon während der einstündigen Bootsfahrt auf die Insel erleben wir einen unglaublich schönen Moment, als wir in der Ferne ein paar Wale entdecken – etwas womit wir nicht gerechnet haben, weil zum aktuellen Zeitpunkt keine Walbeobachtungs-Saison ist.

Am Anleger werden wir von riesigen Meeresschildkröten begrüßt und während unseres ungefähr 2-3 stündigen, geführten Spaziergangs über die Insel können wir den gesamten Lebenszyklus der lustigen und irgendwie sehr zutraulichen Blaufußtölpel kennenlernen.

Am Nachmittag gibt es dann auf dem Boot einen kleinen Snack, bevor wir das erste Mal in unserem Leben auf offenem Meer schnorcheln und dabei viele bunte Clownfische entdecken. Anika versucht damit ihre alte Angst vor Quallen zu therapieren… Mit dem Ergebnis, dass sie von einer Qualle genesselt wird 😛
 

Am Tag darauf besuchen wir Agua Blanca, eine indigene Gemeinde im Nationalpark Machalilla. In einem Museum können wir uns präkolumbianische Kunst, Werkzeuge und Urnen anschauen. Danach laufen wir im Rahmen einer etwas komischen Tour, von der wir kein Wort verstehen, an einer Ausgrabungsstätte vorbei durch ein Waldstück mit vielen freilaufenden Ziegen und Wildschweinferkelchen, bis wir schließlich an einer Schwefelquelle ankommen, wo wir eine Schlammgesichtsmaske verpasst kriegen… Ein sehr interessanter Ausflug 😉

30.01.-20.02.2022: Olón
Eat.LearnSpanisch.Surf.Sleep.Repeat.

…diese Schlagwörter beschreiben unseren Alltag der letzten drei Wochen sehr treffend.

Am Sonntag nachmittag kommen wir in Olón an und fühlen uns direkt richtig wohl in dem kleinen Dörfchen.
Bewusst haben wir uns gegen einen Aufenthalt in der Partystadt Montañita nebenan entschieden.
Die Atmosphäre in Olón ist super angenehm, das Publikum besteht aus einem gesunden Anteil an Einheimischen, unter die sich ein paar Aussteiger*innen und ein paar Langzeittourist*innen mischen.
Der Ort besteht aus ungefähr 3×3 Straßen, hat dafür aber eine wirklich vielfältige Kulinarik zu bieten.
Es dauert nicht allzu lange, bis wir auf der Straße gegrüßt werden und selber grüßen.

Bei „OutdoorEcuador“ haben wir ein “Spanisch&Surf”-Paket gebucht, das 3 Wochen je 1,5 Stunden Spanisch-Schule am Morgen und Surf-Unterricht an 5 Nachmittagen umfasst.

Zu unserer „Einschulung“ kriegen wir ein süßes Notizbuch, ein Spanisch-Lehrbuch und einen Stift. Und dann geht’s auch schon los, rein ins kalte Wasser voller unbekannter Spanischvokabeln und irregulärer Konjugationen. Der Unterricht findet im Garten der Spanischschule statt, wo es insgesamt 3 gut durchdachte Outoor-Kabinen gibt. Es zwitschern die pájaros, es kräht der gallo und manchmal kommt auch ein riesiges zarigüeya vorbeigelaufen 😉 Auch, wenn 1,5 Stunden am Tag erst einmal gar nicht nach so viel klingen, fordert uns der Unterricht gut und wir nutzen oft die Nachmittage und Abende, um das Gelernte noch einmal nachzuarbeiten und zu verinnerlichen.

Als absolute Surf-Anfänger*innen sind die ersten 2 Stunden ziemlich hart für uns.
Ständig fliegen wir in hohem Bogen vom Board, werden durch die Wellen gewirbelt wie im Schleudergang, sind abends übersät mit blauen Flecken und Schürfwunden.
Daher entscheiden wir auch, das Programm etwas abzumildern und unseren Körpern zwei Tage Pause zwischendrin zu gönnen, statt die 5 Tage am Stück durchzuziehen.
Die Zeit, um neue Kraft zu schöpfen, tut uns total gut und so kehren wir mit neuer Energie zurück: Und plötzlich macht es irgendwie „Klick“!
Bei unserem dritten Termin schaffen wir es regelmäßig ein paar Sekunden zu stehen und gewinnen mehr und mehr Kontrolle über unsere Boards.

Schließlich leihen uns die Surfbretter auch nach den Unterrichtstagen noch ein paar Male aus, um eigenständig zu üben und haben richtig viel Spaß dabei!

Wir genießen das Gefühl, auf dem Meer zu treiben, von der Kraft der Wellen gepusht zu werden und am Ende des Tages einfach nur total ausgepowert ins Bett zu fallen 🙂

Nach drei Wochen haben wir Olón, die Menschen und unsere Spanischschule so sehr ins Herz geschlossen, dass uns der Abschied richtig schwer fällt.

20.02.-24.02.2022: Cuenca & Cajas Nationalpark
Ganz schön dünne Luft

Auf unser Anreise von Olón nach Cuenca mit Zwischenstopp in Guayaquil fahren wir quer durch den Cajas Nationalpark und erleben dabei zwei Ökosysteme: Von der Küste aus geht es steil bergauf durch beeindruckenden Nebelwald, in dem wir kaum einen Meter weit sehen können. Kurz hinter dem höchsten Punkt weichen die dichten Wolken plötzlich dem Sonnenschein und wir rollen durch Anden-Páramo Richtung Cuenca hinab.

Dieser kleine Appetithappen beeindruckt uns so sehr, dass wir unseren Aufenthalt verlängern, um entgegen unserer ursprünglichen Planung doch noch den Nationalpark besuchen zu können. Eine Wanderung im Cajas sollte nämlich nicht ganz unvorbereitet unternommen werden: Da dieser z.T. auf über 4.000m liegt, müssen wir uns erst ein paar Tage in Cuenca auf knapp 2600m akklimatisieren und unsere Körper an die Höhe gewöhnen, um der Höhenkrankheit vorzubeugen. Also erkunden wir an den ersten beiden Tagen gemütlich die Stadt mit ihren tollen Museen (s.u.).

An Tag 3 geht es dann hoch hinaus! Angekommen im Cajas Nationalpark entscheiden wir uns bewusst für die kürzeste Wanderung rund um die Lagune Toreadora da wir trotz Vorbereitung noch nicht einschätzen können, wie unsere Körper mit der Höhe zurecht kommen werden. Tatsächlich bemerken wir, dass wir verhältnismäßig schnell aus der Puste sind, weitere Probleme bekommen wir zum Glück nicht. Die lockere Runde hat für uns genau die richtige Länge, um einen Eindruck von der unglaublich beeindruckenden Landschaft des Cajas Nationalpark zu erlangen

Weitere Highlights in Cuenca:

  • historisches Zentrum mit Parque Calderon, Catedral de la Inmaculada Concepción, Iglesia El Sagrario, Plaza San Francisco uvm.

  • Río Tomebamba & Calle Larga entlang flanieren

  • Besuch der privaten Kunst- und Kuriositätensammlung „Prohibido Museo de Arte Extremo“
  • Besuch des “Museo Pumapungo“ und der daran angeschlossenen Inka-Ausgrabungsstätte
  • der „Parque de la Madre“ direkt vor unserer Haustür, wo wir bis in den späten Abend hinein unsere sportlich sehr aktive Nachbarschaft beobachten können 😉

Neben all diesen schönen Erlebnissen erfahren wir am Morgen des 24.02.2022, dass Russland die Ukraine angreift. Wie wohl viele von euch sind wir schockiert, sprachlos, traurig und wütend.

Seitdem fühlt es sich an manchen Tagen komisch an, weiterzumachen wie bisher, zu reisen und unsere Ausflüge zu genießen. Vielleicht kennt ihr dieses Gefühl, die Welt müsse eigentlich still stehen. Das Gefühl etwas tun, etwas sagen, irgendwas an der Situation verändern zu wollen, aber sich doch so machtlos zu fühlen. Das Gefühl, nicht zu wissen, wie man sich jetzt richtig verhält, außer abzuwarten und die Situation zu beobachten.

24.02.-27.02.2022: Ingapirca & Alausi
Von Sonnengöttern und Teufelsnasen

Da wir uns für die Besichtigung der bedeutensten archäologischen Stätte Ecuadors etwas Zeit lassen wollen, entscheiden wir uns, eine Nacht in der näheren Umgebung von Ingapirca zu verbringen. Die meisten Tourist*innen besuchen die Sehenswürdigkeit aber scheinbar als Tagesausflug ab Cuenca, so finden wir kaum Unterkünfte in der Nähe. Daher entscheiden wir uns schließlich für ein Hotel im 10km entfernten El Tambo.

Bei der Ankunft realisieren wir schnell, dass das Kleinstädtchen einer dieser Orte ist, wo man sich bei unserem Anblick wohl etwas wundert, was uns hierher verschlagen hat 😉

Nachdem wir unsere Rucksäcke im Hotel abgeworfen haben, sitzen wir auch schon wieder im Bus Richtung Ingapirca. Die Ausgrabungsstätte kann nur im Rahmen einer kurzweiligen und informativen Tour erkundet werden. Pünktlich zum Beginn der Tour zieht ein dichter, mysthischer Nebel auf, weshalb die Fernsicht über das weitläufige Gelände leider nur bedingt gegeben ist.

Wir lernen, dass die Kultstätte ursprünglich von den Cañari als Observatorium unter dem Namen „Hatun Cañar“ gegründet wurde. Die Cañari errichteten u.a. einem Tempel zu Ehren den Mondes, den sie anbeteten. Im 15. Jahrhundert expandierte das Inkareich von seinem Zentrum rund um Cusco in Peru aus in Richtung des heutigen Ecuador. Zwar leisteten die Cañari erbitterten Widerstand, doch schließlich nahmen die Inka die Stätte ein. Diese beteten wiederum den Sonnengott an, das heute noch am besten erhaltene und imposanteste Gebäude auf dem Gelände ist zweifelsohne der Sonnentempel.

Bereits 100 Jahre später wurde das Inkareich von den spanischen Konquistadoren niedergeschlagen. Leider bauten die Spanier auch einen Großteil von Ingapirca ab, um aus den Steinen eigene Stätten zu errichten. Dennoch hinterließen die Inka in Ecuador in vielerlei Hinsicht ihre Spuren (Sprache, Straßennetz, Landwirtschaft etc.), die z.T. bis heute Einfluss auf das Land haben.

In dem vom Tourismus noch sehr unberührten El Tambo stehen wir abends vor der Herausforderung etwas Vegetarisches zwischen die Zähne kriegen. Dank der kommunikativen Unterstützung der hilfsbereiten und interessierten Stammgäste des kleinen Imbiss wird uns aber schließlich doch noch ein kleines Gericht ohne Tierleiche kredenzt 😉 In der Nacht wird uns dann bewusst, warum die meisten wohl nicht hier übernachten: Es wird schweinekalt! Das sehr einfache Hotel hat keine Heizung, versorgt uns aber mit insgesamt 7(!) Wolldecken 😉

Es liegt wohl auch an der Kälte, dass wir nicht allzu lange ausschlafen können, sondern lieber fix unsere Rucksäcke packen und den nächstbesten Bus ranwinken. Der kristallisiert sich als Super-Luxus-Liner heraus, den wir auf unserer Strecke komplett für und allein haben!

Alausi ist bekannt für einen besonders gefährlichen Abschnitt der Transandenbahn über die sogenannte “Nariz del Diablo” (Teufelsnase), einer 765m hohen Steilklippe.

Beim Bau der Bahnstrecke zu Beginn des 20. Jahrhunderts sind hunderte Arbeiter zu Tode gekommen. Es wird behauptet, beim Blick in den Abgrund hätten sie die Fratze des Teufels erblickt, was sie in den Wahnsinn getrieben hätte. Vermutlich lag es jedoch eher an den schlechten Arbeitsbedingungen und der gefährlichen Streckenführung.

Bis vor einem dreiviertel Jahr war es noch möglich, einen kleinen Teil der Strecke mit der alten Bahn zu befahren, zur Zeit ist der Zug jedoch leider außer Betrieb.

Das erfahren wir zum Glück nicht erst im Ort, sondern schon ein paar Tage vorher. Wir entscheiden uns aber trotzdem für einen Aufenthalt in Alausi, weil wir Lust haben, ein kleines Andenstätdchen wie dieses mit seiner indigenen Bevölkerung kennen zu lernen und in der Umgebung etwas wandern zu gehen.

27.-03.03.2022: Baños de Agua Santa
Wasser aus allen Himmelsrichtungen

Baños gilt als einer der Orte, in dem so gut wie alle Ecuador-Reisenden früher oder später einmal stranden. Und das nicht ohne Grund: In der Umgebung gibt es etliche beeindruckende Wasserfälle, Vulkane, Aussichtspunkte, Wanderrouten, Outdoor-Sportmöglichkeiten en masse und auch kulinarisch hat das Kleinstädtchen einiges zu bieten (z.B. Eis mit Käse 😉 ).

In unserem Zimmer unterm Dach fühlen wir uns in unserer kleinen, familiengeführten Unterkunft richtig wohl, vor allem verstehen wir uns super mit unserem Gastgeber.

Von Baños aus unternehmen wir ein paar Ausflüge:

Tag 1: Völlig aus der Puste nach 3,5 Stunden steilem Aufstieg (den letzten Kilometer mussten wir sogar noch trampen^^) erreichen wir das “Casa del Arbol” mit seinen riesigen Himmels-Schaukeln.

Tag 2: Mit dem Chiva, einem etwas komischen Party-Bus, der sich aber bei unserer Recherche als ökonomischstes Fortbewegungsmittel herausgestellt hatte, um die Wasserfälle in der Umgegend zu erreichen, klappern wir die „Ruta de las Cascadas“ ab. In einer kleinen, klapperigen Gondel fahren wir über eine tiefe Schlucht. Das Highlight ist der „Pailon del Diablo“, Ecuadors bekanntester Wasserfall, der mit ordentlich  Karacho in die Tiefe donnert!

Tag 3: Unsere Ausflüge an den ersten beiden Tagen konnten wir zum Glück bei strahlendem Sonnenschein unternehmen, an Tag 3 regnet es fast durchgehend. Das ist aber gar nicht schlimm, da wir ohnehin geplant hatten, unseren Aufenthalt in Baños gemütlich in den„Termas de la Virgen Recreativas “ ausklingen zu lassen. Da das Wasser warm ist und wir ja ohnehin nass, schaden die paar Tropfen von oben auch nicht 😉

Mehr oder weniger „am Rande“ unseres Aufenthaltes in Banos erleben wir die ecuadorianischen Karnevalsfeierlichkeiten mit. Wir sind keine allzu großen Jecken, daher versuchen wir unser Programm einigermaßen unabhängig von Karneval durchzuziehen. Ganz ignorieren können wir die Fiesta aber nicht, da für 3 Tage lange regelmäßig Wasser- und Schaumschlachten auf der Straße ausgetragen werden. Also wagen wir uns nur mit Poncho und Regenschirm bewaffnet vor die Tür, was auch zunächst ganz gut läuft, bis wir bei der Rücktour von den Wasserfällen im Chiva dann doch mal die volle Ladung abkriegen 😉

03.-06.03.2022: Tena
Einmal im Leben im Schwimmreifen den Amazonas runter treiben: ✓

Neben der den Galapagos-Inseln, der Costa (Küste) und der Sierra (Andenregion) gehört der Oriente, also das Amazonasgebiet, zu den vier Hauptregionen Ecuadors. In Peru und Kolumbien lässt sich der Amazonas i.d.R. nur per Flugzeug oder mit einer tagelangen Schiffsfahrt erreichen. In Ecuador ist es jedoch möglich, auch auf dem Landweg einen Eindruck von der Amazonasregion zu gewinnen.

 

Die sehr abgelegenen Nationalparks können jedoch nur durch eine geführte 2-3 Tages-Tour bereist werden, die Preise hierfür fangen bei 250-300$ an. Das übersteigt unser Budget etwas, doch ganz verzichten wollen wir trotzdem nicht auf diese Erfahrung.

Also entscheiden wir uns für eine „Amazonas-Light“, bzw. Low-Budget-Variante: Wir reisen eigenständig mit dem Bus nach Tena, eine mittelgroße Stadt in der Nähe des Amazonas-Nebenflusses Rio Napo, buchen uns dort das „Hostel Pakay“, welches verhältnismäßig erschwinglich ist, aber aufgrund seiner Lage am Waldrand über der Stadt fast schon mit einer Dschungel-Lodge mithalten kann. Und das nicht nur, wegen der Anwesenheit einer Vogelspinne in unserem Zimmer, sondern auch wegen der tollen Komposttoiletten:-P

Schon im Voraus war uns zu Ohren gekommen, dass es im Hostel einen sehr guten Guide geben soll, der 1-Tages-Touren anbietet und mit viel Feingefühl gute Kontakte zu den indigen Gemeinden in der Region pflegt.

Vorher haben wir nämlich ein wenig mit uns gehadert: Die meisten Amazonas-Touren beinhalten den Besuch eines solchen indigenen Dorfes, so manches Mal stellt sich dies aber wohl eher wie eine unangenehme und wenig authentische Völkerschau dar, von dem die Indigena am Ende nur wenig profitieren. Darauf haben wir keine Lust. Trotzdem gehört es zum Kennenlernen des Amazonas wohl ein Stückweit dazu, auch die Bewohner*innen und deren Traditionen kennenzulernen.

Am ersten Abend lernen wir unseren Guide Tony kennen und haben ein gutes Bauchgefühl.

Ein weiteres kleines Plus für uns ist, dass Tony längere Zeit in Deutschland gelebt hat und wir uns sogar auf deutsch unterhalten können. Zwar machen wir jederzeit auch Touren auf Englisch und sogar Spanisch, aber wenn wir uns in unserer Muttersprache unterhalten können, geht doch etwas weniger verloren 😉

Am nächsten Morgen geht es nach einem leckeren Frühstück erst einmal mit dem Jeep ein paar Kilometer aus Tena hinaus in eine kleine Kichwa-Gemeinde. Dort zeigt uns eine Frau die einzelnen Produktionsschritte der beeindruckenden Töpfer-Kunst. Eine ältere Frau kocht derweil über dem Feuer eine Yuka-Pflanze und erklärt uns anschließend den Herstellungsprozess von Chicha, einem fermentierten (nach längerem Gärungsprozess alkoholhaltigen) Getränk, das eine probiotische und heilsame Wirkung haben soll. Dieses dürfen wir anschließend auch kosten!

Dann geht es runter zum Rio Napo, wo uns gezeigt wird, wie aus dem Fluss Gold gefiltert wird.

Die nächsten Stationen erreichen wir per Bootsfahrt entlang des Flusses.

Zunächst besuchen wir ein Animal Rescue Center. Hier werden Tiere aufgenommen und gepflegt, die viele Jahre in Gefangenschaft lebten, z.B. als Haustiere gehalten oder als touristische Attraktionen missbraucht wurden.

Viele der Tiere können leider nicht mehr ausgewildert werden, da sie so sehr an den Menschen gewöhnt sind, dass sie sich in freier Natur nicht mehr verteidigen könnten vor ihren Fressfeinden oder jagenden Menschen. Wir sehen u.a. verschiedene Aras und Tukane, Spinnen-Affen, Tapire, Kaimane und eine Bora.

Unsere nächste Station entlang des Rio Napo ist wieder eine kleine Gemeinde, in der wir zunächst ein kleines Mittagessen bekommen und anschließend einiges über die Herstellung von Kakao lernen. Zum Nachtisch gibt es leckere Früchte mit ganz frisch zubereiteter Schoko-Soße (die Bohnen haben wir zuvor selbst gemahlen!).

Ein kleiner Verdauungsspaziergang führt uns zu einer Lagune mit Kaimanen und Süßwasserschildkröten. Auf dem Weg erklärt uns Tony die heilende Wirkung einiger Pflanzen und zeigt uns eine Bullet-Ant (Das Urin dieser Ameisenart kann bis zu 24-Stunden höllische Schmerzen verursachen!).

Anschließend fahren wir noch einmal ein paar Kilomenter den Fluss runter, bis wir eine geeignete Stelle finden, um das große Finale unserer Rio-Napo-Tour einzuläuten: Mit übergroßen Schwimmreifen werden wir selbst zu Wasser gelassen und treiben anschließend gemächlich eine halbe/dreiviertel Stunde den Fluss runter. Tony begleitet uns dabei immer mit seinem Kayak und stuppst uns in die richtige Richtung, falls wir mal abzutriften drohen 😉

An einem kleinen Strand werden wir in Empfang genommen von einem Haufen erwartungsfreudiger Kinder, die wohl ganz genau wissen, an welcher Stelle des Flusses Tony seine Tour regelmäßig beendet 😉 Also geben wir großen Kinder unsere liebgewonnenen Spielzeuge, die Schwimmreifen, an die etwas kleineren Kinder ab, die sich anschließend eine gute Stunde damit vergnügen und sogar mit Tonys Kayak üben dürfen.

Was für ein lustiger und schöner Abschluss unserer Tour, bevor es am frühen Abend wieder zurück Richtung unserer Unterkunft geht.

Unterm Strich hat uns der Tagesausflug entlang des Rio Napo wahnsinnig gut gefallen und auch unsere Skepsis bezüglich des Besuchs der indigenen Dörfer hat sich zum Glück nicht bestätigt. Tony hat es geschafft, einen Rahmen zu gestalten, in dem wir den Menschen in angenehmer Atmosphäre auf Augenhöhe begegnen konnten.

Nach so viel Abenteuer gehen wir es am nächsten Tag mal ganz entspannt an: Mit dem Bus fahren wir ungefähr 1,5 Stunden aus Tena raus an die Laguna Azul, einen Wasserfall mit mehreren natürlichen Pools, die z.T. türkis schimmern. Um die Laguna hat sich eine kleine touristische Infrastruktur gebildet, es gibt Toiletten und Essensstände.

Als es anfängt zu regnen und wir den Bus knapp verpassen,  werden wir von einem jungen Pärchen zurück nach Tena mitgenommen, das uns sehr interessiert über unsere Reise, unsere Jobs und unser Leben in Berlin ausfragt 🙂

06.03.-11.03.2022: Quito
Im Leben geht es ständig auf und ab, genauso wie in Quito 😉

Quito ist die höchstgelegene Haupstadt der Welt und auch innerhalb der Stadt gibt es so einige Höhenmeter zu bewältigen und Hügel zu erklimmen. Ähnlich wie in Cuenca gehen wir es eher langsam an und nutzen den Aufenthalt in der Stadt zur Höhen-Akklimatisierung für unsere darauffolgend geplanten Aktivitäten.

So bummeln, bzw. kraxeln wir erst einmal durch die hübsche Altstadt (die erste Stadt, die zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde) mit ihren gefühlt 1000 Kirchen.

Zwar hat sich Charles-Marie de La Condamine 1736 um 240 Meter geirrt, als er den genauen Standort des Äquators berechnete und so ist das Monument „Mitad del Mundo“ heute eher eine kitschige Touri-Attraktion: Trotzdem wollten wir es uns nicht nehmen lassen, einmal auf der „Äquatorlinie“ gesessen zu haben 🙂

An unserem letzten Tag geht es dann mit dem TelefériQo auf den Vulkan Pichincha, wo wir wandern und auch einfach mal ein bisschen auf den gemütlichen Liegeflächen auf 4100m die Sonne und den Ausblick auf die Stadt genießen.

Achja, nach unserer Begegnung mit einer Vogelspinne wähnten wir uns nun zurück in der Stadt ja schon in falscher Sicherheit vor der wilden Natur. Doch weit gefehlt: In unserer Stadtwohnung in Quito kriegen wir Besuch von einem Skorpion! 😮

11.03.-14.03.2022: Latacunga
Es schneit, es schneit!

Unsere letzten drei Nächte in Ecuador verbringen wir im Kleinstädtchen Latacunga.

Am ersten Abend lernen wir den Koch eines vegetarischen Restaurants kennen, der gleichzeitig ein Ernährungsmediziner ist und in den darauf folgenden Tagen z.T. nur uns beide alleine mit ausgesprochen gesunden Mahlzeiten verwöhnt 🙂

Gut gestärkt kraxeln wir 2 Stunden mit dem Bus durch die kurvenreiche Landschaft nach Quilotoa. Der Ort ist nicht nur bekannt für schönes Kunsthandwerk, sondern vor allem für seine spektakuläre Lage am Rande des Kraters der Quilotoa Lagune, die wir bei einer kleinen Panorama-Wanderung von etlichen Aussichtpunkten aus bestaunen können.

 

 

 

Eines der größten Ecuador-Highlights haben wir uns bis zum Schluss aufgehoben: An unserem letzten Tag machen wir eine Tour zum Cotopaxi-Nationalpark. In einer kleinen Gruppe mit zwei anderen Reisenden und unserem Guide Segundo erklimmen wir bei extrem dünner Luft und Schneefall das Refugio José Félix Ribas auf 4864 Metern.

 

Anschließend knacken wir geradeso die 5.000er-Marke auf dem viel steileren und nur sehr schwer begehbarem Pfad zur Gletschergrenze, machen aber kehrt, als unsere Kräfte zunehmend schwinden. Im Refugio wärmen wir uns mit einer heißen Schokolade und einem Koka-Tee auf, bevor wir uns an den Abstieg machen, der wesentlich schneller von statten geht als der Aufstieg 😉

Am Nachmittag machen wir uns mit dem Jeep allmählich auf den Rückweg, es begegnen uns ein Andenfuchs und Wildpferde, mit den abnehmenden Höhenmeter verwandelt sich der Schnee allmählich in Regen. Daher machen wir nur einen kurzen Abstecher zur Laguna de Limpiopungo, bevor es zurück in die Stadt geht.

Am nächsten Morgen heißt es auch schon wieder: Rucksack packen!

Auf der ca. 4 stündigen Fahrt zum Flughafen bestaunen wir ein letztes Mal die beeindruckende Vulkan- und Andenlandschaft Ecuadors, dann heißt es „Hasta la próxima vez, Ecuador!“

Das war Ecuador für uns...

…eine riesige Überraschung!

Um ehrlich zu sein, konnten wir uns vor unserer Reise dorthin gar nicht allzu viel unter Ecuador vorstellen.

Bei der ersten Recherche war uns jedoch aufgefallen, dass es in einigen Regionen recht kalt werden kann, was uns fast abgeschreckt hätte 😉 Gut, dass das nicht passiert ist!

Ecuador hat uns aufgrund seiner landschaftlichen Diversität vom Hocker gehauen, die insbesondere aufgrund der verhältnismäßig geringen Fläche des Landes sehr beeindruckend ist. Das machte das Reisen sehr angenehm, da die Busfahrten sich meist im Rahmen von (für Südamerika) “kurzen” 3 bis maximal 6 Stunden bewegten und wir somit viel Energie für Ausflüge übrig hatten. Die Kälte in einigen Regionen war für uns zwar schon gewöhnungsbedürftig, aber durch die starke Sonne in den Höhenlagen und die Bewegung war es am Ende doch gar nicht so frostig, wie wir es uns vorgestellt hatten 😉

In Ecuador haben wir uns sowohl mental (mit unserem Spanischkurs), als auch körperlich (u.a. mit dem Surfkurs und vielen Wanderungen auf für uns ungewohnten Höhen) einigen neuen Herausforderungen gestellt.

Schön war, dass wir 6 Wochen Zeit hatten, um das Land wirklich ausgiebig kennen zu lernen! Vor allem durch unseren längeren Aufenthalt in Olón und unsere zunehmend etwas besser werdenden Sprachkenntnisse konnten wir so auch mit den Menschen in Kontakt kommen. Nicht selten hatten wir in den eher familiären Unterkünften gute und interessante Gespräche mit unseren Gastgeber*innen.

Wir wissen nicht, ob es an unserer Reisezeit lag, aber den Tourismus in Ecuador haben wir im Vergleich zu Kolumbien als sehr angenehm dosiert erlebt.

Meistens versuchen wir unsere Ausflüge auf eigene Faust zu organisieren, in Ecuador haben wir uns aber insgesamt drei Touren gegönnt, um Orte kennenzulernen, die wir ohne Guide vermutlich nicht erreicht hätten. Bereut haben wir das nicht, alle Touren waren extrem gut durchdacht und von hoher Qualität. Beeindruckt hat uns auch das öffentliche Verkehrsnetz: Fast jedes Mal, wenn wir an einem Terminal ankamen, wartete schon ein Bus auf uns, der uns für 3-5$ an unser nächstes Ziel gebracht hat 🙂


Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Frank Fischer

    Überwältigende Eindrücke, die man sich erst mal erkämpfen muss.
    Toll wie ihr das beschreibt und mit Fotos unterlegt.
    Man hat ein bisschen das Gefühl dabei zu sein,
    ( vom warmen und trockenen Sofa im Westerwald aus gesehen ).

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